Auf der Pariser Haute Couture Fashion Show (30. Juni bis 4. Juli 2013) wurden die neuesten Modetrends der kommenden Herbst-/Wintersaison vorgestellt, darunter auch die Modelle der niederländischen Modedesignerin Iris van Herpen. Beim näheren Hinsehen ist den Zuschauer sicherlich nicht entgangen, dass eines ihrer Designerkleider nicht wie alle anderen Kleidungsstücke aus herkömmlichen Stoffen geschneidert war: Das helle Etuikleid war ein „gedrucktes“ Exemplar und stammte aus einem 3D-Drucker.
Das Kleid ist aus transparenten, knochenähnlichen Elemente zusammengesetzt und passte dem Model wie angegossen – und das ohne eine einzige Naht. Dies ermöglichte das gleiche 3D-Druckverfahren, das auch schon in der Medizin erfolgreich zum Einsatz kommt. Das belgische Unternehmen Materialise, das sich auf den 3D-Druck spezialisiert hat, setzte Van Herpens Entwurf in die Realität um.
Zunächst wurde der Entwurf des Kleides am Computer erstellt und mit einem speziellen Softwareprogramm bearbeitet. Es folgte der Druck per Mammut-Stereolithographie, bei der Schicht für Schicht ein dreidimensionales Objekt entsteht. Anschließend wurde das Kleid mit UV-Lasern in ein Flüssigkunstharz übertragen und erhielt seine Form durch Aushärtung mit einem Laserstrahl.
Ursprünglich nutzte Materialise das 3D-Druckverfahren für den medizinischen Bereich zur Herstellung exakter Anatomiemodelle von Patienten. Dank Fördergelder der EU konnte das Unternehmen seinen Forschungsbereich auch auf weitere Anwendungsbereiche wie z.B. die Automobilindustrie ausweiten.
Besonders in der Mode- und Designbranche ist diese neue Technologie vielversprechend. Mit Hilfe des 3D-Drucks ließen sich aufwendige und komplexe Formen, die aus einem ganzen Stück bestehen sollen, schnell und einfach umsetzen, was mit herkömmlichen Herstellungsmethoden nicht möglich sei, so Sven Hermans, Account Manager bei Materialise. Die Technik eignet sich zudem sowohl für Massenfertigungen, als auch für individuelle Einzelstücke. Ein weiterer Vorteil ist, dass mit dem 3D-Druck ein großer Lagerbestand nicht mehr nötig ist, da er es erlaubt, ganz nach Bedarf zu fertigen.
Bildquelleangabe: obs/Europäische Kommission